Wismarsche Straße
Ausgehend vom altstädtischen Marienplatz verläuft die Wismarsche Straße entlang der Grenze der Schweriner Stadtteile Pauls- und Schelfstadt, quert (als ein Abschnitt der B 104) schließlich den Stadtteil Lewenberg und endet letztendlich in Medewege. Hier geht sie in die „An der Chaussee“ über. Auf dieser etwa 3,4 km langen Strecke befindet sich eine Menge Schweriner Kultur- und Baugeschichte.
Beispielhaft ist das 1937 an der Stelle der ehemaligen „Tonhalle“ im Auftrage des Kinobetreibers Willi Dürkop (Besitzer der Schauburg) errichtete Lichtspieltheater und Kino „Capitol“. Während es sich im selben Jahr aufgrund seiner revolutionären Projektions-Technik und seiner herausragenden Architektur sogar auf der Weltausstellung in Paris präsentierte, steht es auch heute noch für Qualität in allen Belangen.
Nicht nur zu hören, sondern auch hergestellt wurde Musik – genauer Klaviere und Flügel – in der Wismarsche Straße 153. In dem eigens für die Firma „Gebr. Perzina“ von Ludwig Clewe entworfenen Jugendstilbau hatte von 1907 an bis 1929 jene größte Pianofabrik der deutschen Ostseeländer ihren Sitz – nach diesen ist auch der sogenannte Perzina-Saal benannt. Das Gebäude, das 1933 in den Besitz der Nazis überging und in dem ab 1946 die SVZ gedruckt wurde, beherbergte zwischen 1984 und 2013 die Stadtbibliothek.
Zahlreiche weitere unter Denkmalschutz stehende Gebäude, wie z.B. das Gusanum (ehemaliges Landratsamt und seit 2009 Ärztehaus), das Bankgebäude (Wismarsche Straße 127/129/Arsenalstraße 20), das im Stil der Tudorgotik (nach einem Entwurf G.A. Demmlers) gebaute Arsenal, das Bahnhofsgebäude inkl. der zwei Eckpavillons (im Repräsentationsstil der Gründerzeit) oder auch das 1905 errichtete „Haus Lewenberg“ (ehemaliges Krankenhaus, seit 2003 Alten- und Pflegeheim) sowie die gegenüberliegende Wohnanlage „Demmlerhof“ prägen das Bild der Wismarschen Straße. An vorletztem Gebäude befindet sich übrigens ein 1928 eingeweihtes Denkmal (Keramikbüste) zur Erinnerung an Georg Adolf Demmler. Denkmalgeschützt ist gleichwohl der 1861 eingeweihte katholische Friedhof zwischen der Wismarschen Straße und dem Aubach.
Relativ am Ende der Wismarschen Straße erstreckt sich schließlich das Gelände der Helios Kliniken. Ebenfalls geschrichtsträchtig ist die dem Komplex angehörige Carl-Friedrich-Flemming-Klinik. Deren schlossähnliches Hauptgebäude (nach Entwürfen von Carl Heinrich Wünsch und G.A. Demmler) inkl. angrenzendem Park wurde auf Wunsch des Nervenarztes Flemming innerhalb der Jahre 1825 – 1830 erbaut (der Anstaltsfriedhof folgte später). Damit war die „Irren-Heilanstalt Sachsenberg“ der deutschlandweit erste Neubau für psychisch Kranke. Zwei Denkmale erinnern heute sowohl an C.F. Flemming als auch an den Behindertenpädagogen Johann Heinrich Basedow.
Neben diesen historischen Einrichtungen befinden sich Kammern und Innungen (z.B. die Zahnärzte- und die Apothekerkammer MV), die Hochschule der BA, das Deutsche Rote Kreuz oder auch das Traditionsunternehmen KGW Schweriner Maschinen- und Anlagenbau GmbH (ehemals „VEB Schweriner Industriewerke“ bzw. „VEB Klement-Gottwald-Werke Schwerin“) in der Wismarschen Straße.
Ein Teil der Straße gehörte früher auch zur Goethestraße – damals allerdings noch unter dem Namen Rostocker- bzw. kurzzeitig Adolf-Hitler-Straße